Eigentlich passiert es gar nicht selten, dass angrenzende Gebäude miteinander zu einer neuen Einheit verschmelzen. Doch diese eindrucksvolle Baugeschichte hat absoluten Seltenheitswert: In der ehemaligen Reichsstadt Dinkelsbühl in Mittelfranken schöpft das Hotel Goldene Rose aus seiner reichen Vergangenheit wertvolle Impulse für die neue Gestaltung, die der facettenreichen Architektur ein gemeinsames Gesicht verleiht. Bayerische Tapas treffen hier auf das erste Altstadt-Spa-Hotel südlich des Weißwurstäquators.

Im geografischen Dreieck zwischen Stuttgart, München und Nürnberg, direkt an der Romantikstraße, liegt die mittelalterliche Kleinstadt Dinkelsbühl, mit allem, was dazugehört: Stadtmauer, Verteidigungsgräben und historischem Kern. In dieser außergewöhnlichen städtebaulichen Situation, gegenüber dem Münster St. Georg, empfängt das neue 5-Sterne-Hotel Goldene Rose seine Gäste – ein Haus, das auf eine bewegte Baugeschichte zurückblickt und jetzt eine besondere Fortsetzung fand.
| Architektonisches Patchwork |
Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Hotel Goldene Rose im Stadtzentrum von Dinkelsbühl wurde als erstes Gebäude vom heutigen Hotelbesitzer erworben. Einem glücklichen Zufall geschuldet, standen nach und nach auch die vier angrenzenden Liegenschaften zum Verkauf, die etwa als Gaststätten, Brauerei, Speicher, Lichtspieltheater, Tanzsaal, Casino und Wohngebäude dienten. So entstand die Idee, alle Gebäude unter einem Dach zu vereinen und dabei den Fokus auf den Erhalt der Historie zu legen. Aus dieser Vielfalt an historischen Spuren ein einheitliches und dennoch vergangenheitsbewusstes Raumkonzept zu entwickeln, war gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Die Suche nach der Essenz, die Überwindung der Niveauunterschiede oder die ideale Raumnutzung samt Erhalt der Kubaturen waren einige der kniffligen Aufgaben. Zu deren Lösung wandte sich der Auftraggeber an NOA, vielfach erfahren mit Projekten im denkmalgeschützten Kontext und versiert im Umgang mit außerordentlicher Bausubstanz. Hinzugezogen wurden der Architekt Simpert Hölzl sowie die Häberlein GmbH und Co KG zur Projektsteuerung.

| Haus Eins bis Fünf |
Als Kopfgebäude eröffnet das Hotel Goldene Rose den Reigen der variantenreichen Abfolge. Schon beim Betreten lädt die Queen Vicky Bar, benannt nach der einstigen Besucherin Queen Victoria, mit Kaminstube und Tresen aus schwarzem Granit zum Verweilen ein. Hier begegnet man bereits dem gestalterischen Duktus, der sich durch das ganze Hotel zieht. Die Innenarchitekten spielten mit im alten Stil körnig verputzen Wänden, gespiegelten Deckenbalken in weiß gekalkten Eichenböden und mit der Zurschaustellung alter Gilden-Zeichen. Angrenzend an die Bar und vorbei an der historischen Haupttreppe greift die Lobby mit großzügiger Rezeption und einladenden Sitzgelegenheiten die vorhandenen Vorsprünge und unterschiedlichen Ebenen des Gebäudes auf.
„Der Gast soll das Gebäude intensiv erleben können – nicht nur durch ein paar Deckenbalken, sondern in seinen Niveauunterschieden auch durch ein Hinauf- und Hinabsteigen“
sagt NOA-Gründer Lukas Rungger.
Das angrenzende Gebäude, Haus Zwei, dient der Erschließung und verschiedenen Service-Räumen. Einmal hindurch gegangen, gelangt man in Haus Drei. Im Erdgeschoss können die Hotelgäste in der Kantine Rosine früh und abends speisen. Das Ambiente wird von umlaufenden Tapeten und transluzenten, trennenden Stoffen getragen. Aus dem vormaligen Tanzsaal und späteren Lichtspieltheater aus den 1950er-Jahren ist ein neuer, multifunktionaler Veranstaltungsraum entstanden. Die originalen Bezugsmuster der alten, klappbaren Reihenbestuhlung fließen durch einen eigenen Stoffdruck von NOA wieder ein. Und auch die zugemauerten Fenster wurden wieder geöffnet. Mitten im zweigeschossigen Raum, der ebenso für Events angemietet werden kann, schwebt eine separat über einen Steg begehbare Box – die Kino Suite – mit großem Sichtfenster Richtung Kinoleinwand. Der Saal kann mit riesigen Blackout-Vorhängen über zwei Etagen abgedunkelt werden. Ein paar originale Kugelleuchten bringen atmosphärisches Licht und etwas Nostalgie hinein.

Das vierte Gebäude – ein ehemaliges Wohnhaus, das zuletzt als Casino genutzt wurde – beherbergt einige der insgesamt 43 Zimmer des Hotels und schließt die Lücke zum letzten Gebäude, ehemals Gasthaus und Brauerei. Die Gästezimmer sind in drei Kategorien eingeteilt, folgen aber dennoch alle demselben Leitgedanken. Jedes verfügt über ein hängendes Sofa, einen Wandteppich nach mittelalterlichem Vorbild und ein offenes Bad, das sich mosaikartig auflöst. Eine Besonderheit sind die zweistöckigen Juniorsuiten im ersten Gebäude.

| Das unerwartete Finale |
Über die Dachlandschaft aller Häuser erstreckt sich das Highlight der Goldenen Rose. Von einem Massage- und Treatmentbereich mit vorgelagerter Terrasse betritt man den SPA im Dachstuhl. Der zehn Meter lange Infinity-Außenpool mit einzigartigem Blick auf das Münster ist eine Raffinesse für sich: Um das Becken in der Draufsicht nicht wie einen Fremdkörper erscheinen zu lassen, wurde er überdacht. Durch die Perforation der Hülle kann der Schwimmende die Wolken sehen, der Pool bleibt jedoch von oben unsichtbar. Vollendet wird der Wellnessbereich durch einen großen Ruhebereich auf zwei Etagen, eine Obstbar und eine separate Saunalandschaft. Über eine innen liegende Treppe erreicht man das Dachgeschoss. Hier kann man schließlich in den quergespannten Netzen des Dachraums ein absolutes Highlight erleben.
Die neue Goldene Rose ist nicht nur das erste Altstadt-Spa-Hotel Bayerns, sondern mit Gewissheit auch eines der raffiniertesten überhaupt.

Hotel Goldene Rose *****
Familie Mack
Marktplatz 4
D-91550 Dinkelsbühl
tel: +49 9851 57750