Um nachhaltige Wellnesshotels zu finden, bieten grundsätzlich Öko-Siegel, Zertifikate und Labels eine gute Orientierung. Allerdings sollte man sich, bevor man auf die Empfehlungen bestimmter Labels vertraut, deren Nachhaltigkeitskriterien genauer ansehen. Das Label, von dem das Wellnesshotel geprüft wurde, sollte unbedingt von einem neutralen Dritten wie dem Global Sustainable Tourism Council (GSTC) zertifiziert worden sein. Wer ein Siegel seines Vertrauens gefunden hat, findet hier passende Hotel-Inspirationen für die geplante Wellness-Auszeit. Allerdings leisten sich nicht alle Hotels teure Siegel, bemühen sich aber dennoch, nachhaltig zu handeln. Daher lohnt es sich, vor einer Buchung die Nachhaltigkeitsphilosophie des ausgewählten Spa-Hotels auch auf dessen Website genauer zu betrachten.
| Woran erkennt man nachhaltige Wellnesshotels schon auf dem Hotelzimmer? |
Bereits ein Streifzug durch das Hotelzimmer verrät, ob der Hotelier bemüht ist, mit Ressourcen umweltschonend umzugehen. Punkten im Bad beispielsweise große Pumpspender oder sogar unverpackte Seifen, die auch als Shampoo und Shower-Gel verwendet werden können? Im Bad der Seezeitlodge im Saarland steht zum Beispiel Bio-Kosmetik aus pflanzlichen Ölen, aber ohne synthetische Duftstoffe zur Verfügung. Ihre Verpackung kommt ganz ohne Plastik aus und wird aus Maisstärke produziert. Außerdem unterstützt die Seezeitlodge die Non-Profit-Organisation „Clean the World“. Diese sammelt übrig gebliebene Hygieneartikel aus Hotels aus aller Welt und verwandelt sie in neue Seifen, die dann bedürftigen Ländern mit geringen Hygiene-Standards zugutekommen.
Weitere Fragen, die nachhaltiges Handeln auf dem Zimmer zeigen: Kommen die Mülleimer auch ohne Plastiktüten aus? Wird für die Toilettenspülung eventuell Regenwasser verwendet und handelt es sich um recyceltes Öko-Toilettenpapier? Besteht die Möglichkeit, gerade bei kurzen Wellness-Auszeiten, auf die Zimmerreinigung ganz zu verzichten? Dank digitaler Gästemappen ist dies in einigen Hotels sogar per Knopfdruck möglich.
Das Adler Inn im Tiroler Hintertux hinterlässt auf den Zimmern besonders umweltfreundliche Spuren: LED-Leuchtmittel, die im gesamten Hotel eingesetzt wurden, senken den Energieverbrauch. Denn gerade LED-Lampen verbrauchen bis zu 90 Prozent weniger Energie als herkömmliche Lampen. In den Bädern wurden wassersparende Duschköpfe und Perlatoren an den Armaturen eingebaut, um den Wasserverbrauch bis zu 60 Prozent zu reduzieren. Außerdem bezieht das Adler Inn täglich frisches Quellwasser aus der dorfeigenen Aigen-Quelle. Bettwäsche oder Handtücher werden nur auf Wunsch gereinigt und mit einem ökologischen Waschmittel gewaschen. Denn das Adler Inn hat erkannt, dass ein Hotel mit 100 Zimmern durchschnittlich 270.000 Liter Wasser pro Jahr einsparen kann, sofern Handtücher und Bettwäsche nur jeden zweiten Tag gewechselt werden. Und auch der Einsatz von Wasch- und Reinigungsmitteln, die meist ebenfalls die Umwelt belasten, ist bemerkenswert. Auch geputzt und gewaschen wird im Adler Inn mit umweltschonenden Substanzen wie etwa Zitronensäure oder Natron. Diese bezieht das Hotel übrigens in Großverpackungen, die nicht nur kostensparend, sondern auch umweltfreundlich sind. Der Verzicht auf eine Minibar im Hotelzimmer ist außerdem ein Indiz für nachhaltiges Handeln. Denn sie ist ein Stromfresser und verursacht oft unnötigen Müll durch die kleinen, verpackten Produkte. Auch Wasserkocher und Kaffeemaschinen, gerade wenn die Kaffeemaschinen mit Kapseln betrieben werden, sind unter Umweltgesichtspunkten auf dem Hotelzimmer zu vermeiden.
| Was versteht man unter nachhaltiger Verpflegung im Wellnesshotel? |
Wellnesshotels, die auch in der Küche nachhaltig sind, bieten ihren Gästen immer auch vegetarische und / oder vegane Speisen an. Dabei lohnt es sich, den Anteil an fleischlosen Gerichten genauer unter die Lupe zu nehmen. Sofern man doch Fleischgerichte bestellt, stellt sich die Frage, ob diese aus tiergerechter Haltung von nahen, zum Beispiel Demeter-Bauernhöfen, stammen? Nachhaltige Wellnesshotels beziehen auch ihr Obst und Gemüse oder ihre Milch von nahe gelegenen Bio-Bauernhöfen und kochen mit frischen Zutaten der Saison. Lange Transportwege von Nahrungsmitteln werden, wenn möglich, vermieden. Und wenn doch einmal Lebensmittel den langen Weg aus der Ferne in die Küche des Hotels hinter sich haben, achten ethisch bewusste Hoteliers auf Bio-Zertifizierungen und Fair-Trade Siegel, um so etwa Kaffeebauern in Äthiopien zu unterstützen. Auch selbst Angebautes und selbst Zubereitetes nimmt in nachhaltig orientierten Wellnesshotels einen hohen Stellenwert ein.
So fühlt sich die Gastgeberfamilie Stock des Adler Inn Hotels in Hintertux der Natur verpflichtet. Das Brot am Morgen wird von Anni Stock selbst nach alten Rezepten von Tuxer Bäuerinnen hergestellt. Sogar an einem Brotbackkurs können die Gäste des Hauses teilnehmen und die Geheimrezepte dann mit nach Hause nehmen. Dabei stammt das Getreidemehl von Bioquellen aus Oberösterreich und das Korn wird im Adler Inn sogar selbst mit der hauseigenen Getreidemühle gemahlen, denn nur so kann eine schonende und naturgetreue Verarbeitung garantiert werden. Überhaupt wird vom Brot bis zur Nudel im Bergresort vieles selbst produziert. Aus Annis Naturküche kommen auch die verschiedenen selbst gemachten Marmeladen, Essige, Öle und Salze, die den Gästen im Restaurant angeboten werden.
Andere Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse oder Eier stammen von Zillertaler Bergbauern, Sennereien, Metzgern und Fischhöfen aus der Region. So setzt das Familienunternehmen auf transparente und regionale Kreisläufe. So hat Familie Stock erkannt, dass eigenes, pestizidfreies Obst und Gemüse oder Kräuter aus dem hoteleigenen Kräutergarten besser schmecken. Ein weiterer Vorteil von selbst Angebautem ist der fehlende Verpackungsmüll.
Denn auch dieser gibt Aufschluss über das Umweltbewusstsein, das in einem Wellnesshotel herrscht. Miniatur-Marmeladen, Honig, Butter oder auch Kondensmilch, die einzeln in Plastikpäckchen auf dem Frühstückstisch landen, verursachen jeden Morgen Berge von Müll.
Besser sind unverpackte Lebensmittel, die direkt vom örtlichen Lieferanten in großen Mengen bereitgestellt werden und an denen sich die Gäste selbst bedienen können. Selbst gepresste Säfte, gerade aus saisonalem Obst, sind ebenfalls umweltfreundlicher als Säfte aus Plastikflaschen. Und auch Wasser, wenn möglich sogar aus der eigenen Quelle, ist in Glaskaraffen serviert, immer dem Wasser aus Plastikflaschen vorzuziehen. Auch Mülltrennung ist für umweltbewusste Hoteliers eine Selbstverständlichkeit. Genau wie die fachgerechte Entsorgung von Lebensmittelresten durch Biomüllentsorger. Ebenso können dank Biogasanlagen Lebensmittelreste sogar in umweltfreundliche Energie – zum Beispiel für die Herstellung von Strom und Wärme oder zur Herstellung von Düngern – umgewandelt werden. Umweltbewusste Hoteliers bieten außerdem gerne auch regionale Bio-Weine von lokalen Winzern an und verzichten selbstredend auf Plastikstrohhalme.
| Was zeichnet einen nachhaltigen Wellnessbereich aus? |
Ob ein Wellnesshotel um Umweltbelange bemüht ist, erkannt man auch im Spa-Bereich. Wird das Poolwasser beispielsweise durch umweltschädliches Chlor oder mittels Salzelektrolyse desinfiziert. Oder bietet das Wellnesshotel naturnahes Schwimmen im eigenen Bio-Naturbadeteich an? Wie sieht es mit den Öffnungszeiten der Sauna aus? Läuft diese den gesamten Tag oder wird sie aus Energiespargründen erst mittags geöffnet?
Ein Wellnesshotel in Lech am Arlberg geht mit besonders gutem Beispiel voran: das Hotel Goldener Berg. Hier können der Pool, die Finnische Sauna und das Kräuterdampfbad mit gutem Gewissen besucht werden. Denn das Wasser wird im Wellnessbereich mit Solarenergie beheizt. Ökostrom, ein eigenes Holzschnitzelkraftwerk sowie nachhaltige Baumaterialien wie Holz, Stein und Glas gehören im Goldenen Berg außerdem zum guten Ton. Dabei ist das Hotel komplett thermisch saniert und gibt dadurch so gut wie keine Energie nach außen ab. Die Bettwäsche im Goldenen Berg besteht übrigens aus reinen Naturfasern. Umweltbewusste Hoteliers vermeiden bei den Erfrischungen im Spa Plastikbecher und verwenden waschbare Gläser.
Manche Hoteliers bieten ihren Gästen beim Check-in sogar Thermobecher für die Dauer ihres Wellnessaufenthaltes an. Auch Früchte und andere Knabbereien werden in nachhaltigen Spa-Hotels in offenen Schalen unverpackt angeboten. Und bei den Badeslippern
setzen Hoteliers mit Umweltbewusstsein ein Zeichen und bieten Flipflops aus Palmblatt oder Bambus an. Auch Hausschuhe aus Wolle oder Leinen stehen bei nachhaltigen Wellnesshotels hoch im Kurs. Die Verwendung veganer Bio- oder Naturkosmetik ohne Mikroplastik oder Silikone ist ebenfalls ein Indiz für nachhaltiges Handeln des Hoteliers. Nicht zu verachten ist gerade in Wellnesshotels auch der Energieaufwand. Daher lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen, ob und wie ein Hotel mit Ressourcen haushaltet.
| Woran erkennt man eine Ressourcen schonende Energiepolitik im Wellnesshotel? |
Schon die Architektur und Bauweise verrät, ob ein Hotel Ressourcen sparend handelt. CO2-freundliche Bauweisen unter Verwendung natürlicher Rohstoffe und Baumaterialien aus der Region sind dabei besonders erstrebenswert. So sind Holz, Naturstein, Ziegel, Lehm, Hanf oder Kalkputz in ihrer Herstellung umweltschonend und recycelbar. Auch die Dämmung eines Wellnesshotels spielt eine große Rolle. Es sollte so wenig wie möglich an Energie durch Fassaden, Fenster oder auch große Glasflächen nach außen abgegeben werden und verloren gehen. Wellnesshotels müssen in besonderem Maße heizen. Daher sollten Pools abends und nachts immer abgedeckt werden. Öl- und Gasheizungen zählen nicht zu den umweltschonenden Heizmethoden. Erdwärmegewinnung oder auch ein eigenes Blockheizkraftwerk sowie Fernwärme aus Müllverbrennung werden von nachhaltig orientierten Gastgebern zum Heizen herangezogen. Und auch beim Strom setzen umweltbewusste Hoteliers auf Ökostromanbieter, bei denen der Strom aus erneuerbaren Energien wie Wind-, Wasserkraft oder Solarenergie erzeugt wird. Manche Hotels verfügen sogar über eine eigene Fotovoltaikanlage und produzieren somit eigenen Strom. Außerdem sind sie stets bemüht, den Energieverbrauch niedrig zu halten, zum Beispiel durch Bewegungsmelder, zentrale Strom-Aus-Schalter auf den Zimmern, Energiesparlampen, wassersparende Toilettenspülungen und Duschköpfe und Perlatoren auf den Zimmern.
Die regelmäßige und fachgerechte Reinigung und Wartung technischer Geräte macht unnötigen Energieräubern im Wellnesshotel auch den Garaus. Niedrigenergiekonzepte verfolgen in manchen Häusern einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem die Architektur, die Heizung, Lüftung und auch das Kühlsystem aufeinander abgestimmt sind.
In Sachen Klimaanlage geht etwa die Seezeitlodge am Bostalsee im Saarland innovative Wege: Statt einer Klimaanlage kommt mit der Betonkernaktivierung in allen Zimmern und Suiten eine nachhaltige, emissionsfreie Lösung zum Einsatz. Dabei sind in der Decke und im Boden Stangen eingefasst, die über eine Steuerung entweder gekühlt oder beheizt werden können. Auch Wärmerückgewinnung ist ein wichtiges Thema. Auf diese legt beispielsweise das Adler Inn in Hintertux großen Wert. So wurde 2021 ein Enthitzer mit der Kühlanlage installiert, sodass mit einem Großteil der Abwärme, die durch den Kühlprozess entsteht, das Hotelwasser erwärmt werden kann. Und so lässt sich auch der 2000 m2 große Mountain Spa des Adler Inn Hotels mit grünem Gewissen nutzen.
| Welche Beispiele für umweltbewusste Freizeitaktivitäten gibt es in alpinen Wellnesshotels? |
Die Gastgeberfamilie Stock im Adler Inn spiegelt ihre Liebe zur Natur auch in den Freizeitaktivitäten wider, die sie ihren Gästen ans Herz legt. Wie wäre es beispielsweise mit einer geführten Kräuterwanderung? Aufgrund der Höhenlage (1400 Meter Seehöhe) können Gäste direkt vom Resort aus Kräuter sammeln. Die ausgebildete Kräuter-Fachfrau Anni kennt die Wirkung der Natur-Apotheke und führt ihre Gäste einmal pro Woche in die Geheimnisse der Wildkräuter ein. Nach der gemeinsamen Wanderung werden die gesammelten Schätze dann unter Anleitung von Anni zu Kräutersalz, Öl oder Tee verarbeitet. Dabei ergänzt der hoteleigene Wildkräutergarten die Kräuter-Zaubereien von Anni.
Aber auch Waldbaden, Sonnenaufgangswanderungen, Sternenbeobachtungen oder auch Achtsamkeitstrainings in der Natur zeugen von der Wertschätzung und dem hohen Stellenwert, den ein Hotelier der Natur zuspricht. In diesem Sinne arbeitet auch Naturpädagogin Barbara Uhl im Alpenresort Schwarz im Tiroler Mieming. Beispielsweise im Rahmen von Retreats vermittelt sie die Heilkraft der Natur und lehrt beim Beobachten der Sterne und bei achtsamen Streifzügen durch die Bergwelt zu entspannen und die kleinen und großen Wunder, die uns in der Natur umgeben, wahrzunehmen.
| Können Gäste schon bei der Anreise zu einem umweltbewussten Wellness-Aufenthalt beitragen? |
Auf jeden Fall! Dabei animieren klimafreundlich orientierte Wellness-Hoteliers ihre Besucher dazu, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Eine Abholung der Besucher am nächsten Bahnhof stellt für diese Hoteliers eine Selbstverständlichkeit dar. Im Wellnesshotel Goldener Berg in Vorarlberg wird jeder Gast, der mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreist, sogar mit einer gratis Yogastunde belohnt. Auch das Bereitstellen von ÖPNV-Tickets oder eines hoteleigenen Shuttleservices zur Erkundung der Umgebung kann Hotelgäste dazu motivieren, das Auto getrost in der Hotelgarage stehen zu lassen. Das Bereitstellen von E-Bikes oder Fahrrädern zum Erreichen verschiedener Ausflugsziele während der Wellness-Auszeit bietet eine ebenso umweltschonende Alternative zum eigenen Auto. Ladesäulen für Elektroautos gehören in umweltbewussten Wellnesshotels ebenfalls zur nachhaltigen Infrastruktur. Besonders engagierte Hoteliers kompensieren sogar ihren CO2-Fußabdruck durch Investitionen in ein oder mehrere Klimaschutzprojekte.
| Was bedeutet eine nachhaltige Kommunikation in der Wellnessbranche? |
Wellnesshotels, denen die Umwelt am Herzen liegt, verzichten auf eine Print-Version der Hotelzeitung mit Ausflugstipps oder dem aktuellen Wetter. Sie informieren ihre Gäste stattdessen über Bildschirme in der Lobby oder Tafeln, auf denen das Tagesprogramm dargestellt wird. So verzichten sie täglich auf unnötigen Papiermüll. Nachhaltig arbeitende Hoteliers vertrauen bei ihren Druck-Erzeugnissen auch weniger auf Hochglanzpapier, sondern eher auf umweltfreundlichere Alternativen wie beispielsweise Graspapier. Auch animieren umweltbewusste Hotels in ihrer Kommunikation ihre Gäste, es ihnen gleichzutun. So informieren manche Hoteliers wie etwa die Gastgeber Kathrin und Christian Sersch von der Seezeitlodge ihre Gäste, dass durch die Zimmerreinigung, die nur jeden zweiten Tag stattfindet, Geld eingespart werden kann, das dann für das Pflanzen von Bäumen verwendet wird. Im Sinne dieser „Grünen Seezeit“ werden in der Seezeitlodge auch Handtücher und Bettwäsche nicht automatisch täglich gewechselt.
Eine nachhaltige Kommunikation ist aber nicht nur im Umgang mit den Gästen, sondern auch mit den Mitarbeitern elementar. Durch gezielte Schulungen werden auch Hotelmitarbeiter für Klimaschutz und Umweltentlastung sensibilisiert. Durch das eigene umweltbewusste Handeln und soziales Engagement gehen nachhaltig agierende Hoteliers für ihre Mitarbeiter mit gutem Beispiel voran, sodass auch zukünftige Generationen in einer gesunden Natur unbeschwert entspannen können.