Mitten im Naturpark Zillertaler Alpen, nahe dem Hintertuxer Gletscher, wird höchster Urlaubsgenuss geboten: Das Adler Inn – Tyrol Mountain Resort ****S präsentiert sich hier nach umfassender Erneuerung und Erweiterung im Jahr 2019 mit innovativem Konzept als glanzvolles Refugium für Berg- und Naturfreunde sowie für Wellnessfans. Dort, wo der Steinadler seine Kreise zieht, in der einmalig schönen Wander-, Bike & Ski-Region Hintertux, erwartet die Gäste ein attraktives und innovatives Feriendomizil – lässig, lebensfroh und voller positiver Energie für pure Urlaubsfreude. Die Gastgeber Barbara und Günther Stock haben sich zuletzt aber auch intensiv mit der Frage Energieversorgung beziehungsweise einem möglichen Blackout auseinandergesetzt – und hier umfassende Vorsorge geschaffen. Im wellhotel-Interview erklären sie ihre Beweggründe.
Ein möglicher Strom-Blackout ist derzeit in aller Munde. Sie haben sich dafür gerüstet. Wann kam Ihnen der Gedanke, dass auch bei einem Totalausfall des Stromsystems ihr Hotel Adler Inn weiterbetrieben werden kann?
Barbara und Günther Stock: Die Auswirkungen eines Stromausfalls sind in jedem Betrieb meist schwierig. Bei uns wird mit Induktionsherden – also mit elektrischem Strom – gekocht. Sämtliche Bestell- und Abrechnungssysteme sind digital organisiert. Die Warmwasserversorgung durch Frischwassermodule fällt sofort nach dem Stromausfall aus. Die Notbeleuchtungen sind nach drei Stunden dunkel, in den Beherbergungstrakten spätestens nach acht Stunden. Aufzüge, Bustechnik, Geräte mit Drehstromantrieb und Computeranlagen starten beim Restart möglicherweise nicht mehr richtig.
Bei einem hausintern durchgeführten Planspiel wurde uns sehr schnell klar, dass wir ab dem Zeitpunkt des Stromausfalls eigentlich überhaupt keine Leistungen mehr erbringen können. Zum Schmunzeln brachten mich dabei die Antworten der Teilnehmer: „Dann bereiten wir zum Abendessen halt kalte Platten“ – was natürlich durch die sich nicht mehr drehenden Wurstschneidemaschinen schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt ist. Auch selbst aufgebackenes Brot ist nicht mehr machbar.
Weitere Themen waren stecken gebliebene Personen in den Aufzügen, nicht abgerechnete Tische, Bestellungen, die nicht mehr serviert werden können, bis hin zu Gästen, die im Restaurant bezahlen möchten. Oder Gäste, die Abreisen möchten, aber die Hotelrechnung aus technischen Gründen nicht mehr begleichen können. Zentralheizungen, die einfrieren können. Tiefkühlhäuser, die binnen eines Tages auftauen.
Eigentlich ein unwahrscheinliches Szenario, aber wenn es so weit ist, dann ist guter Rat wirklich teuer. Aus diesen Erkenntnissen heraus haben wir beschlossen, uns hier sehr gut vorzubereiten und abzusichern.
Können Sie bitte unseren Lesern:innen die Funktionsweise Ihrer Notstromversorgung beschreiben?
Barbara und Günther Stock: Das System zur Netzausfallsicherung muss man als gesamte Einheit betrachten. Es gibt eine Batterieanlage, welche das Resort ohne externe Stromversorgung für fünf Minuten unter Volllast versorgen kann. Bei einem Netzausfall übernimmt die Batterieanlage dabei verzögerungsfrei die gesamte Versorgung (300 kW/h).
Es gibt im Online-Betrieb keine einzige Millisekunde lang eine Unterbrechung. Das kennt man etwa von kleinen unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV) bei Computern.
Zusätzlich ist ein an unsere Anforderungen angepasster Stromgenerator mit 300 Kilowattstunden Leistung installiert, der während der Batterie-Autonomiezeit von fünf Minuten vollautomatisch startet. Der Motor ist ganzjährig vorgewärmt, sodass bei einer Anforderung inklusive Startvorgang die gesamte gebrauchte Last innerhalb von 30 Sekunden vom Stromgenerator bereitgestellt wird.
Wichtig war uns dabei, dass die Umschaltung auf den Generatorbetrieb vollautomatisch funktioniert, damit zu jeder Tages- und Nachtzeit – unabhängig von anwesenden Mitarbeitern – sichergestellt ist, dass die Stromversorgung im Resort aufrecht erhalten bleibt.
Wie lange dann die autarke Phase ohne Netzversorgung dauern kann, hängt von der Größe des Dieseltanks ab. In unserem Fall war es ein bereits bestehender Behälter, der 13.000 Liter fasst. So kommen wir schon mehr als zehn Tage über die Runden.
Einer der größten Vorteile im laufenden Betrieb ist die konstante Regelung der Spannung. Wir haben 225 Volt gewählt, unabhängig von der aktuellen Netzspannung vom Energieversorger. Das schont einerseits sämtliche Geräte, andererseits gehören Spannungsschwankungen der Vergangenheit an.
Ebenso konnten bis auf eine USV-Anlage für das hausinterne Serversystem alle anderen abgebaut werden. Laufende Kosten werden dadurch eingespart.
Wie lange dauerte die Planungs- beziehungsweise Einbauphase?
Barbara und Günther Stock: Von der Idee bis zur vollständigen Inbetriebnahme sind mehr als drei Jahre vergangen. Am herausforderndsten war die genaue Planung der benötigten Dimension inklusive Reserven für die Zukunft.
Eine Variante mit einer nur teilweisen Versorgung des Hotels konnten wir aus Kostengründen relativ schnell ausscheiden. Man hätte sämtliche Unterverteiler mit einer zweiten Zuleitung versorgen müssen. Der Aufwand dafür wäre enorm gewesen.
Daher entschieden wir uns für eine 100-prozentige Notstromversorgung, das heißt, dass sämtliche elektrische Infrastruktur im Hotel funktionsfähig bleibt. Am Einspeisepunkt des Energieversorgers wurde die gesamte Anlage installiert, und damit konnten die Kosten im Rahmen gehalten werden. Es musste an der restlichen Installation im Resort nichts geändert werden.
Wir waren im Zillertal das erste Hotel, das eine Batterieanlage samt Notstromgenerator installiert hat. Ab dem positiven Bescheid von der Behörde betrug die Lieferzeit der Komponenten neun Monate. Der Einbau selber war mit sämtlichen Schaltschränken und Aufstellen des Notstromgenerators in rund einer Woche erledigt.
Sie gelten als sehr innovative Gastgeber, auf welche Besonderheiten wird sich die Hotellerie Ihrer Meinung nach in Zukunft einstellen müssen?
Barbara und Günther Stock: Die Zeit ist sehr herausfordernd, nicht nur, was die Sicherstellung der Stromversorgung betrifft. Aktuell beschäftigen wir uns intensiv mit Alternativen zu unseren mit Erdgas betriebenen Heizungsanlagen. Wir konnten es bis zum Schluss nicht glauben, dass der Erdgaspreis tatsächlich in diesem Maß explodiert.
Unser Fokus liegt für 2023 auf der Umstellung zu alternativen Brennstoffen. Wohin uns dieser Weg genau führen wird, wissen wir erst in ein paar Monaten.
Eine Photovoltaikanlage denken wir ebenso an, jedoch ist die Ausbeute im ganzjährigen Mittel genau zu analysieren. PV-Module, die in schneereichen Gebieten auf Dächern montiert werden, liefern in den energieintensiven Monaten im Winter nur wenig oder bei Schneelage möglicherweise gar keine Energie. Mit Arten der Montage an Fassaden oder an Balkonen muss man sich daher ebenso auseinandersetzen. Es kann durchaus sein, dass das Ortsbild in einigen Jahren deutlich anders aussieht, als wir es bisher gewohnt waren.
Es bleibt sehr spannend – und wir wünschen allen Lesern:innen ein erfolgreiches Jahr 2023!