Gisela Holleis – eine Frau mit glasklaren Wertvorstellungen, für die genug nie genug war. Und Stillstand gleichbedeutend mit Rückschritt assoziiert wird.
Gisela Holleis ist Sinn- und Spiegelbild der elitären österreichischen Hotellerie. Mit jeder Faser verkörpernd das Gastgeber-Sein in Perfektion und damit der – nein, ihrer – Branche jede nur erdenkliche Ehre erweisend. Heute weder wirklich sicht- noch spürbare 93 Jahre alt (dem jedoch vehement widersprochen wird), täglich als Nabel und Mitte in ihrem 5-Sterne-Hotel Salzburgerhof in Zell am See präsent. Erst vor wenigen Monaten aus dem vordersten operativen Bereich zurückgetreten mit parallel erfolgter Übergabe an Sohn und Hotelier Wilfried. Gisela Holleis, Grande Dame der Branche und Antwort auf eine neue Sehnsucht nach Tradition.
Ihr Werdegang war professionell fundiert und zielstrebig. Nach der Matura an der Handelsakademie im Jahr 1949 beruflich gestartet im Tourismusbüro Zell am See – als einzige Sekretärin mit einer Schreibmaschine ausgestattet und dem Kurdirektor als Vorgesetztem. Ein kongeniales Duo, das sich voller Elan in Aufbaustimmung befunden und über eine Studentenvereinigung Kontakte zu Frankreich geknüpft hatte.
Mit eigens gebuchten Zügen waren französische Gäste in den Pinzgau – als Start für den touristischen Erfolg einer ganzen Region – weitblickend geleitet worden. Damals in den Anfängen ohne Neidgesellschaft, dafür mit umso positiverer Stimmung, wie Gisela Holleis nicht ohne gewisse Wehmut sinniert.
Mit Ehemann Wilhelm Holleis als ehemaligem Stadtbaudirektor und bis zu seinem Tod vor drei Jahren in 68-jähriger Ehe als perfekte Symbiose an ihrer Seite, wurde 1963 ein Grundstück in Seenähe gekauft und darauf eine Frühstückspension errichtet. Kontinuierlich und beeindruckend nahtlos erweitert durch Hallenbad, Küche, Zimmer und Suiten.
Aus diesen ehemals 1000 m2 sollten im Laufe der Jahre 6000 werden – mit dem Glück des Tüchtigen, dass rundum überhaupt Grundstücke zum Verkauf gestanden hatten.
Anno 2000 erfolgte mit der Errichtung des Wellness-Schlössl als erklärtem Traum der Hotelière der bedeutungsschwere Sprung Richtung Zukunft: Nicht nur zeitgemäß einen Wellness- und Spa-Bereich zu installieren, sondern in der Natur (sprich im großzügigen Hotelgarten) ein eigenes Refugium fürs Wohlbefinden zu kreieren.
Namhafte Mitbewerber sollten in Folge staunendes Interesse an diesem unvergleichbaren Projekt kundtun … Dass der eigene Steuerberater dringend dazu geraten hatte, doch besser in Betten als in das Wellness-Schlössl zu investieren, kann im Rückblick als amüsante Randnotiz eingeordnet werden. Genauso wie die Frage des Installateurs, ob sich „das“ denn rechne, als bereits Ende der 1960er-Jahre alle Wohneinheiten mit Dusche und WC ausgestattet worden waren.
Gisela Holleis wusste immer genau, was zu welchem Zeitpunkt zu tun ist und wie sie ihren untrüglichen Geschäftssinn, unterstrichen durch so stilvolle wie erforderlich hartnäckige Nonchalance, erfolgsorientiert einsetzen kann.
Gene, die Sohn Wilfried zu seinem Erbe zählen darf und neben seinen weiteren Unternehmen nun auch für den Salzburgerhof verantwortlich zeichnet.