„Das veränderte Reiseverhalten stellt den internationalen Tourismus völlig auf den Kopf.“
Seit nunmehr fast 30 Jahren berate ich erfolgreiche Hotelbetriebe und ich wiegte mich – wie so viele andere oder auch wie wir alle! – in touristischer Sicherheit! Alles lief wie am Schnürchen, es wurde investiert, eröffnet, erweitert und begeisterte Gäste besegneten unseren alpinen Tourismus. Das Geschäft lief für uns alle gut, mal mehr mal weniger, aber doch. Beklagen konnten wir uns nicht …
Dennoch, irgendwie hatte ich schon seit Jahren das Gefühl, dass sich etwas verändern wird. Wo sollte auch die Reise hingehen? Die herausforderndsten aller Fragen waren für mich immer wieder: Werden unsere verschiedensten Gäste-Zielgruppen im alpinen Tourismus weiterhin die nächsten Jahre Urlaub in unseren Breitengraden buchen? Muss sich nicht mal was ändern? Geht das so weiter wie bisher? Kann sich der Gast das noch leisten? Will die nächste Generation aufgrund finanzieller Belastungen – nach getätigter Investition von deren Eltern – noch Hotels übernehmen? Kann es sein, dass nur wenige „Kritik“ als wertvolle Anregungen verstehen? Woher Mitarbeiter für die Hotellerie finden? …
Im Nachhinein muss ich sagen, ich habe mir beinahe Veränderung gewünscht. Dann kam er, der Freitag 13. März 2020. Unser österreichischer Bundespräsident hielt eine Ansprache bezüglich bekannter Pandemie-Tatsachen und – nachdem ich mal einige Tage gebraucht habe, um mich zu sammeln – da war mir klar, ab jetzt wird alles anders.
Vorweg sei gesagt, dass es beinahe ein Unding für uns Berater ist, seit zwei Jahren langfristig touristische Ratschläge zu erteilen oder gar handfeste Fachkommentare zu Papier zu bringen. Wir agieren alle mit Verstand und Herz und können uns nicht auf gewohnte Erfahrungswerte berufen. Alles ist nun wesentlich kurzfristiger zu planen.
Wie denn auch? Von heute auf morgen hat uns Corona derart zugesetzt, dass wir vor exakt zwei Jahren überhaupt nicht wussten, wie oder was da auf uns zukommt. Wir alle waren plötzlich Hygienemanager, Teilzeitvirologen, Homeoffice-Berufene, Impffreunde oder Gegner – und sind nun notorische Maskenträger.
Dass dies dem gewohnten operativen Ablauf im Hotelbetrieb zugesetzt hat, wissen wir alle. Corona hat uns ordentlich durchgebeutelt, in vielerlei Hinsicht. Dazu kommt, dass sich etliche Mitarbeiter unserer Branche wegen der vielen Unsicherheiten nicht mehr für ihren Beruf begeistern konnten und können.
Ganz ehrlich, wundert uns das?
Schwebt das Thema „Begeisterung für Dienstleitung im Tourismus“ nicht schon einige Jahre wie eine Gewitter-wolke bedrohlich über unserer Branche?
Kann es sein, dass der jüngeren „Generation Y“ – den sogenannten Millennials – die „Freude am Dienen“ wenig Spaß oder der „Generation Z“ überhaupt keinen mehr macht? Kann es sein, dass der Gedanke „Der Gast ist König“ absolut nicht mehr zeitgerecht ist? Kann es sein, dass Führungskräfte zu wenig führen, sondern sich vom Team führen lassen? Kann es sein, dass es in der Branche noch nicht vernommen wird, dass wir alle Menschen sind und nur im Team richtig gut sind? Fakt ist, egal in welchen Beherbergungsbetrieb Sie auch schauen, alle sitzen im selben Boot. Ich darf hier nur dringend eines in den Raum werfen, nämlich mehr Menschlichkeit und weniger Benefits. Unglaublich, welche Annehmlichkeiten hier in verschiedenen Betrieben für Mitarbeiter versprochen werden. Vielmehr sollte auch ein gemeinsames Zusammensein, Verständnis, ein zweites Daheim für Mitarbeiter geschaffen werden. So viele junge Leute machen ihren Job anfangs voller Enthusiasmus. Bei einigen verschwindet dieser zu rasch. Vielleicht fehlt die menschliche Zuneigung, etwas Liebes, jemand zum Anlehnen? Keine Sorge, das ist bestimmt nicht Ihr Job, liebe Hoteliers. Aber finden Sie in Ihrem Team so jemanden wie eine „Teammutter oder -vater“. Jemand, der einfach da ist.
Nun zur aktuellen Situation. Was haben wir doch seit Pandemie-Beginn alle mitgemacht, im wahrsten Sinne des Wortes! Die Regierung hat uns in „Welle 1“ mit Inzidenz 300 so gut wie „weggesperrt“ und nun in „Welle 5“ haben wir Inzidenzen von über 3000 und machen wieder Party! Seit Anfang März freuen wir uns nun über die Einschränkung sämtlicher Maßnahmen, was nun?
Exakt fast eine Woche vorher hören wir von einem Krieg in Europa. Die Nachrichten überschlagen sich, wir sind geschockt und hilflos. Dennoch, eines ist sicher: Keiner von uns hat die Situation in irgendeiner Weise zu verantworten, keiner von uns hat dazu etwas beigetragen. Wir können nur helfen, das tun wir auch.
Aber da schwelt diese eine Frage? Dürfen wir deshalb auch weiterhin mit Freude unsere Gäste zum Buchen bewegen? Dürfen wir unseren Weg weiter so gehen? Ist es unmoralisch, sich selber etwas Gutes zu tun?
Für mich gibt es nun nur noch eine Formel liebe Touristiker, denken Sie an sich und seien Sie sicher: „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner!“
Nehmen Sie es zur Kenntnis, dass das schon pandemiebedingte, veränderte Reiseverhalten den internationalen Tourismus völlig auf den Kopf stellt. Wer mag schon in ein Flugzeug steigen, wenn die Kerosinpreise einen enormen Preisanstieg erahnen lassen oder man sich in der „Luft“ einfach derzeit nicht sicher fühlt. Da ist was dran, die Verrückten sterben nicht aus.
Generell sinkt die Nachfrage für die nächsten Monate für Kurzurlaube! Der Trend zeichnet sich ab, dass sich Gäste ihr Urlaubsdomizil diesen Sommer regelrecht sichern wollen. Es wird nun endlich – so wie vor 25 Jahren – Sommerfrische mit mindestens fünf Tagen Aufenthalt gebucht. Nun liegt es an Ihnen, die richtigen Werbe-Maßnahmen einzusetzen. Machen Sie keine Panik-Schnellschüsse und verschenken Urlaubstage an Ihre Gäste. Genauso verhält es sich mit Kurzzeitangeboten. Endlich können Sie Ihr Urlaubsangebot so maßschneidern, wie es Ihnen gefällt und vor allem Ihrer Auslastung guttut! Da hilft guter Rat von außen und auch hier gilt, arbeiten Sie mit erfahrenen Profis, denn diese wissen auch in Krisenzeiten, wie der Hase läuft.